„Nachgefragt“ – Dienstreisen während der Corona-Pandemie

„Nachgefragt“: In diesem Format möchten wir – Clarissa und Sarah aus dem Team Human Relations (HR) – die Belegschaft zu verschiedenen Themen interviewen, um ihre ehrliche Meinung einzuholen und Sachverhalte zu betrachten. Gerne blicken wir hierfür hinter die Kulissen und fragen direkt „am Ort des Geschehens“ bei den Mitarbeitern genauer nach.

Aufgrund von Kundenanfragen und laufenden Projekten ist es für uns unausweichlich gewesen, während der Corona-Pandemie Dienstreisen durchzuführen.
Wie sich dies auf die Mitarbeiter ausgewirkt hat und wie sie die Reisen in Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie empfunden haben, hat Sarah in Erfahrung gebracht.

Sie ist auf die Kollegen Matthias und Fabien, Mitarbeiter aus der Systemintegration, zugegangen, die erst kürzlich Dienstreisen durchgeführt haben und auf Nachfrage bereit waren, Ihre Eindrücke mit uns zu teilen.

Matthias und Fabien haben uns einen ehrlichen und offenen Einblick in die Abläufe und erlebten Herausforderungen bei Dienstreisen während der Corona-Pandemie gegeben. Sie berichten im Rahmen eines Interviews darüber, wieso sie beinahe in eine handfeste Auseinandersetzung geraten sind und wieso manchmal Neid im privaten Umfeld aufgekommen ist.

Sarah: Wohin gingen / bzw. gehen Eure Dienstreisen während der Corona Pandemie?

Matthias: Die Dienstreisen bei uns in der Systemintegration haben hauptsächlich in Deutschland stattgefunden. Beispielsweise sind wir nach Frankfurt, Köln, Nordholz oder Faßberg gefahren.

Fabien: Dies ist aber vor allem durch die aktuelle Auftragslage bedingt der Fall. Eventuell steht Mitte des Jahres eine Reise nach Australien an, das ist aber aktuell noch unklar.

Matthias: Die Dienstreisen innerhalb Deutschlands haben wir in der aktuellen Zeit hauptsächlich mit Fahrzeugen durchgeführt und sind weniger mit dem Zug oder dem Flugzeug angereist – diese Transportmittel nutzen wir ansonsten sehr gerne. In anderen Abteilungen im Unternehmen haben auch Dienstreisen außerhalb Deutschlands stattgefunden, zum Beispiel sind Kollegen nach Finnland oder Norwegen geflogen. Aber alle Reisen fanden meines Wissens nach innerhalb Europas statt.

Sarah: War bzw. ist es für Euch nachvollziehbar, dass die Dienstreisen trotz der Corona-Pandemie durchgeführt werden mussten?

Fabien: Projektbezogen ließen sich die Dienstreisen nicht vermeiden, daher kann ich es schon nachvollziehen.

Matthias: Aus wirtschaftlicher Sicht war es für die Firma notwendig. Die Wirtschaft lief trotz Corona weiter. Ich kann nachvollziehen, dass manche Mitarbeiter nicht auf Dienstreisen gehen wollten, aber letztendlich braucht der Kunde das Produkt und das muss funktionieren – trotz Corona. Zudem haben die Firmen, bei denen wir während unseren Dienstreisen waren, die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen gewährleistet. Im Oktober 2020 waren wir beispielsweise bei einem Kunden, welcher viel Wert auf die Einhaltung der Maskenpflicht und der Sicherheitsabstände gelegt hat. Zudem ist bei den Kunden nur eine Minimalbesetzung an Mitarbeitern vor Ort gewesen. Teilweise waren wir nur zu zweit in einer riesigen Halle. Da hatte ich keinerlei Bedenken mich mit Corona zu infizieren.

Fabien: Die andere Seite ist ja auch die, wenn wir die Dienstreisen nicht gemacht hätten, hätte es bei den Kunden einen Stillstand der Simulatoren gegeben. Deshalb können wir froh sein, dass das so geklappt hat und wir grundsätzlich nicht von Kurzarbeit betroffen waren.

Sarah: Was waren die Reaktionen von Freunden und / oder der Familie darauf, dass Ihr in dieser Zeit Dienstreisen durchführt?

Matthias: Manche Firmen wurden komplett „runtergefahren“ und alle Mitarbeiter nach Hause geschickt. Die Freunde oder Bekannte, die davon betroffen waren, haben dadurch natürlich auch persönliche Einschnitte erfahren und sind nicht mehr aus ihren Wohnungen heraus gekommen. Von diesen wird man entweder schief angesehen, wenn man erzählt, dass man in die Firma zum Arbeiten und auf Dienstreisen geht, oder man wird von diesen dafür beneidet. Natürlich kommt es dabei auch auf die Branche an, ob die Mitarbeiter alles von zu Hause aus machen können oder, wie wir bei uns, eben nicht. Auch innerhalb der Familie ist es merkwürdig, wenn ein Teil der Familie ständig von zu Hause aus isoliert arbeiten muss und der andere Kollegen- und Kundenkontakt hat.

Sarah: Wie habt Ihr die Reisen empfunden? Wie habt Ihr euch dabei gefühlt?

Fabien: Ein bisschen ungewohnt war es natürlich schon. Bedenken oder ein schlechtes Gefühl hatte ich aber während der Reisen nicht. Es war interessant auf fast leeren Autobahnen unterwegs zu sein und Hallen bei Kunden zu sehen, in denen man beinahe alleine war.

Matthias: Ich hatte auch kein schlechtes Gefühl, ich bin aber auch kein übervorsichtiger Mensch. Zusätzlich habe ich im näheren Umfeld keine mir bekannten Risikopersonen. Es gab einfach Nachteile, die man auf Dienstreisen während Corona erfahren hat. In den Unterkünften gab es beispielsweise kein Frühstück und man musste sich immer wieder darüber informieren, wie viele Personen maximal in einem Auto mitfahren dürfen oder welche Geschäfte geöffnet haben. Die sich ständig verändernden behördlichen Regelungen in den verschiedenen Bundesländern haben für gefühlte Unsicherheit gesorgt und eine aufmerksame Informationsbeschaffung notwendig gemacht.

Fabien: Wenn man nirgends Essen gehen kann und kein Frühstück im Hotel bekommt, ist das unangenehm, aber das war nichts, womit man nicht umgehen konnte. Dann wurde eben für sich und die Kollegen etwas beim Bäcker oder im Supermarkt besorgt. Verhungert ist auf jeden Fall niemand.

Sarah: Was hat die Firma unternommen, um Euch auf die Reisen vorzubereiten oder Euch dabei zu unterstützen?

Matthias: Die Firma hat sich um Schutzausrüstung, wie Masken und Desinfektionsmittel, gekümmert. Zusätzlich konnte man sich jederzeit über den aktuellen Sachstand bei den Covid-Richtlinien im Intranet informieren, wo die Sachlage für uns aufbereitet wurde. Die Projektleiter haben die Abstimmung mit den Kunden organisiert und auch der Ressortleiter und die Abteilungsleiter waren immer erreichbar, auch am Wochenende, um beispielsweise rechtzeitig einen Corona Verdacht melden zu können.

Fabien: Vom Sekretariat wurden „Care-Pakete“ mit solchen Utensilien zusammengestellt und den Mitarbeitern überreicht.

Sarah: Welche Hürden gab es bei der Durchführung? Bspw. mit Hotels, Behörden, etc. und welche Erfahrungen habt Ihr dabei gemacht?

Matthias: Dass etwas überhaupt nicht funktioniert hat, habe ich zum Glück nicht erlebt. Natürlich muss man sich auf andere Art und Weise organisieren, wenn beispielsweise Baumärkte nicht offen haben, in denen man einfach mal schnell ein fehlendes Werkzeug kaufen kann. Darüber muss man sich informieren, aber dann kann man auch damit gut umgehen.

Fabien: Es gab oftmals Unsicherheiten wegen der behördlichen Beschränkungen, weil sich diese immer wieder verändert haben und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich waren.

Matthias: Mitunter war das private Umfeld auch neidisch, wenn diese Bilder vom Abendessen mit einem Glas Rotwein in der Hand im Restaurant von uns bekommen haben, während in Bayern alle Gaststätten geschlossen hatten. Aber insgesamt waren die Hürden auf den Dienstreisen für uns relativ gut zu bewältigen. So war zum Beispiel auch bei den Kunden immer jemand erreichbar und intern konnte man bei Fragen immer den Ressortleiter oder die Ansprechpartner der sogenannten „Corona-Task-Force“ erreichen.

Sarah: Was vermisst Ihr am meisten im Vergleich zu den Dienstreisen vor der Corona-Pandemie?

Matthias: Ich würde gerne mal wieder Dienstreisen zu Kunden im Rahmen von Projektarbeiten auch außerhalb Deutschlands machen. Ansonsten nerven die Maskenpflicht und die mangelnden Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort am meisten.

Fabien: Während der Wartezeiten am Flughafen kann man kein Bier trinken, weil nichts offen hat – das hat mich schon ein wenig genervt.

Matthias: Insgesamt habe ich aber nichts als furchtbar störend empfunden.

Sarah: Gibt es Dinge, die Ihr heute auf einer Dienstreise anders machen würdet, als Ihr es zu Beginn der Pandemie getan habt?

Matthias: Man weiß heute einfach besser, wie alles abläuft und auf was man achten muss. Man muss sich im Vorfeld über bestimmte Regelungen in den einzelnen Bundesländern informieren und alternative Lösungsmöglichkeiten, beispielsweise bei geschlossenen Geschäften, zurechtlegen. Einmal sind wir während einer Dienstreise fast in eine handfeste Auseinandersetzung geraten, weil jemand seinen Kaffee in der Tankstelle am Tresen trinken und diesen nicht „To-Go“ mitnehmen wollte. Heute geht man mit der ganzen Situation einfach entspannter um.

Sarah: Vielen Dank für Eure Zeit und Eure ehrliche Auskunft, Fabien und Matthias. Ihr habt uns spannende Einblicke in die Themen rund um Dienstreisen während der Corona-Pandemie und einigen hiermit verbundenen Herausforderungen gewährt. Wir hoffen, dass es bald wieder Dienstreisen nach Eurem Geschmack geben kann.